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Thomas Hauser ist NBA- aber auch NFL-Fan. In Sachen Spielplan könnte die Association sich einiges von der League abschauen. Denn: Die reguläre Saison in der NBA ist langweilig!
Text: Thomas HauserDer 23. November hatte eine ganz besondere Partie zu bieten, ein echtes Leckerli für Fans und solche, die es werden wollen.
Der bestenfalls so lala in die Saison gestartete Champion des letzten Jahres – zwar immer noch mit den wohl fanatischsten Fans der Liga gesegnet, dafür aber ohne einige Leistungsträger der Vorsaison, die verletzt passen mussten – gegen DAS Überraschungsteam der Conference, das mit einer Bilanz aufwarten konnte, die in dieser Form wohl nur der harte Kern der Anhänger vorhergesagt hätte.
Der Divisionszweite empfängt den Spitzenreiter, Experten, Medien und Öffentlichkeit waren gespannt und gespalten, die Liga – vor allem das mit der exakt gleichen Bilanz auf Rang drei der Division stehende Team aus Kalifornien – schielte mit mehr als nur einem halben Auge auf das Spiel und wartet gespannt auf den Ausgang dieses Gipfeltreffens.
Es wäre vielleicht zu viel gesagt, wenn man den gesamten Saisonverlauf von dieser Partie abhängig gemacht hätte, aber nichtsdestotrotz wissen die beiden Mannschaften an diesem Tag genau, was auf dem Spiel steht: Kann sich der Führende noch weiter absetzen oder kann der Verfolger Boden gutmachen, kommt der Meister also endlich wieder in die Spur und wird seiner vor der Saison projizierten Rolle gerecht und bläst zur großen Aufholjagd? Die Nerven sind zum Zerreißen gespannt, die geneigte Sportwelt hält den Atem an.
Als an diesem sonnigen Nachmittag in Seattle das Endergebnis feststeht, muss jedermann eingestehen, dass der Champ zurück ist, ohne Wenn und Aber.
Die Seahawks haben den Cardinals gezeigt, wo der Hammer hängt, das Team aus Arizona kommt kein einziges Mal in die Endzone des Gegners und wird von der erstickenden Defense der Seahawks bei nur einem Fieldgoal gehalten – 19:3 steht es am Ende.
Die Division hat durch dieses Spiel und den zeitgleich errungen Sieg der 49ers ein gänzlich anderes Gesicht bekommen; 9-2, 7-4 und 7-4, das sind die Bilanzen der Teams aus Arizona, Seattle und San Francisco. Spannung ist also garantiert in der National Football League; ein einziger Spieltag hat die Gemengelage in der NFC West völlig verändert.
NFL? Warum?
Touchdown? Field goal? See Adler und Kardinal? Football?!
Warum ich von Football schreibe, wenn es doch eigentlich um Basketball gehen soll?
Ganz einfach.
Weil etwas Derartiges in unserer Lieblingsliga absolut undenkbar wäre.
Selbst wenn die Spurs gegen die Grizzlies gespielt hätten – was all denjenigen NBA-Fans, die nicht nur die Stats von Dirk und Dennis checken, sondern auch mal einen Blick nach links und rechts, weg von den deutschen Spielern werfen – natürlich sofort als unmöglich aufgefallen ist, da die Spurs am Wochenende nur gegen die Wolves und die Nets gespielt haben, könnte man ketzerisch die These aufstellen, dass der Ausgang dieses – zu diesem Zeitpunkt gerade hypothetischen – Aufeinandertreffens völlig egal wäre.
Unwichtig.
Irrelevant.
Ich kann euren Aufschrei bis hierher hören. Blödsinn! Totaler Quatsch! Das Spiel wäre auf jeden Fall wichtig!
Nein, wäre es nicht. Und genau das ist das Problem.
Während es in der NFL 16 Spiele pro Team und Saison gibt, und zwar jede Woche genau eines (mit Ausnahme der Bye Week, die jedem Team eine Verschnaufpause verschafft), sind es in der NBA 82 Spiele.
Unfaire Bedingungen
Vier Auftritte in sieben Tagen sind keine Seltenheit. Daraus ergeben sich gewisse Nachteile, die jedes Team mehrmals pro Saison hinnehmen muss. Wenn ein Team sich auf einer längeren Auswärtsreise – anstrengend, strapazierend, mit schwierigen Spielen in des Gegners Halle – befindet und das Ende und den wohlverdienten Rückflug im Kopf hat und gegen eine ausgeruhte Mannschaft spielt, die zwei Tage lang kein Spiel zu bestreiten hatte, dann sind das keine fairen Bedingungen.
Sicher, das ändert sich im Laufe einer Saison. Wie im echten Leben ist man mal der Hund und mal der Baum, das Heimteam wird auf einem seiner Auswärtstrips auch auf ein ausgeruhtes Team stoßen und von diesem Team gnadenlos zerstört werden.
Das ändert aber nichts daran, dass ein Grundgebot des fairen Wettbewerbs missachtet wird: die gleichen Voraussetzungen für beide Teams.
Das Heimteam hat ungleich höhere Chancen auf den Sieg, wenn der Gegner aus einem anstrengenden Back-to-back kommt oder sich auf der Zielgeraden eines langen Auswärtstrips befindet.
Die Teams akzeptieren das nur, weil das einzelne Spiel in der Regular Season einfach keine allzu große Bedeutung hat. Spieler werden geschont, die Bankspieler und Reservisten dürfen länger spielen, man schenkt Partien ab – natürlich ohne das öffentlich zu bestätigen, die Teams sind ja nicht dumm.
Viel zu oft verkommen solche Partien zu lahmen Veranstaltungen, bei denen der Sieger eigentlich von vornherein feststeht (mit Ausnahme der Partien mit philadelphia’scher Beteiligung, die Sixers brauchen keinen Auswärtstrip um zu spielen wie die U19 von Hinterdupfing).
Keine Defense, Ballgepasse ohne Bewegung, ohne Druck und ohne Action. Gähnen auf den Rängen und Buhrufe aus dem Publikum. Es fehlt die Brisanz, es fehlt der Anreiz, immer alles zu geben. Bei 82 Spielen kann ich es mir als Team schlicht leisten, eine gewisse Anzahl von Partien abzuschenken, wohl wissend, dass noch genügend Ws zu holen sein werden im Verlauf der Saison.
Das kann doch nicht der Sinn der Sache sein.
Das ist beim Football grundlegend anders.
16 Spiele = Feuer
Bei 16 Spielen ist in jeder Partie Feuer drin, jede Franchise weiß: Drei Niederlagen am Stück und die Saison hat schon eine ganz gewaltige Delle. Nochmal zwei mehr, und das war’s. Saison vorbei, Playoff-Teilnahme so gut wie unmöglich.
Durch die Tatsache, dass jedes Team nur einmal pro Woche spielt, treffen in der Regel nur ausgeruhte Teams aufeinander, die sowohl physisch als auch psychisch bereit für das kommende Matchup sind.
Die Fans bekommen Woche für Woche Teams zu sehen, die alles geben, die sich den Arsch aufreißen und die genau wissen, dass mit drei Siegen am Stück vieles wieder ganz anders aussehen kann.
Aber drei Siege in Folge in der NBA? Pfff. Beinahe wertlos.
Die NFL-Zuschauer, die zahlenden Kunden im Stadion werden nur in den seltensten Fällen heimfahren und denken, dass das Team nicht alles gegeben hat. Oder wie schade es doch war, dass Star X oder Y geschont wurde und nur auf der Bank gesessen und zugeguckt hat. Oder dass da eindeutig der Einsatz gefehlt hat.
Nein, die Footballfans wissen, dass ihr Team kämpft und beißt und tritt und kratzt und den Sieg unbedingt will, einfach weil man sich bei nur 16 Spieltagen keine verschenkten Spiele leisten kann. Gut, ob die Fans aus Oakland das auch so sehen, weiß ich nicht; die Raiders sind historisch schlecht gestartet und hatten mit zehn Niederlagen bei genauso vielen Spielen die schlechteste Bilanz der gesamten Liga.
Hatten, wohlgemerkt.
Sie besiegten überraschend die favorisierten Chiefs aus Kansas City und fügten ihnen eine Niederlage zu, die richtig wehtut. Genau wie später den San Francisco 49ers.
Wie gesagt – bei nur 16 möglichen Siegen wiegt jede Niederlage ungemein schwer. Es gibt eben keine leichten Spiele und schon gar keine leichten Siege (ja 76ers, das geht wieder in eure Richtung).
Jeder will gewinnen. Jedes Spiel verspricht Spannung und gute Unterhaltung. Sicher gibt es auch den ein oder anderen Blowout oder ein 7:3-Gegurke, aber selbst dann kann man nur in den allerwenigsten Fällen die Belastung und die Müdigkeit der Teams oder die mangelnde Einstellung der Akteure dafür verantwortlich machen.
Team A gewinnt gegen Team B, weil Team A besser ist als Team B, und nicht weil Team A nur zwei Spiele in der letzten Woche hatte und Team B vier. Eine „Ach, das Spiel heute ist eigentlich nicht so wichtig“-Mentalität gibt es dort schlicht und ergreifend nicht. Weil ausnahmslos jedes Spiel wichtig ist. Jedes. Dazu trägt der Spielplan mit nur 16 Partien entscheidend bei.
Zwei Drittel Vorgeplänkel
Wenn wir ehrlich sind, sind die ersten beiden Drittel der NBA-Saison Vorgeplänkel für das letzte Drittel, in dem langsam aber sicher etwas auf dem Spiel steht, die Partien mit mehr Intensität und Ernsthaftigkeit bestritten werden und auch mal harte Defense gespielt wird – in denen es einfach um etwas geht! In dem man sich für die Playoffs qualifizieren oder diese Qualifikation vergeigen kann. Wirklich interessant sind erst die letzten 25, vielleicht 30 Spiele, da werden mir die meisten Basketballfans zustimmen.
Aber ist das wirklich der Weisheit letzter Schluss? Eine Saison, die man zu großen Teilen unter ferner liefen verbuchen kann?
Ich sage nein.
Sicherlich sind 16 Spiele, oder auch 20 oder 40 Saisonspiele in der NBA vollkommen unrealistisch; das steht außer Frage. Die Team-Besitzer wollen möglichst viele Heimspiele, die Fernsehanstalten werden die Spiele sicherlich auch gerne senden, und zwar je mehr desto besser, allein schon um der Werbeeinnahmen willen. Und auch die Reservisten, die sonst 10 oder weniger Minuten bekommen, freuen sich über jedes Spiel, in dem sie Werbung in eigener Sache machen können und nicht hinter Star X und Rollenspieler Y als dritte Option von der Bank kommen.
Die Stars allerdings und diejenigen Spieler, die über 30 Minuten pro Abend abreißen und malochen und kämpfen, dürften über sagen wir einfach mal 20 Spiele weniger nicht allzu lange und allzu laut klagen. Das wären zwar immer noch keine NFL-Verhältnisse, aber das einzelne Spiel wäre wichtiger, das einzelne Spiel würde höher bewertet und mit einer ganz anderen Mentalität angegangen werden.
Profitieren würden auch die Zuschauer und die zahlenden Fans in der Halle. Und war es nicht immer so, dass die NBA glücklich war, wenn die Fans es auch waren? Denn zufriedene Fans sind letztendlich spendable Fans. Und in der NBA geht es, wie überall sonst auch, hauptsächlich und schlussendlich ums Geld.
Dass eine so drastische Änderung des Spielplans alles andere als wahrscheinlich ist, weiß ich auch. Es würde der NBA meiner Ansicht nach trotzdem nicht Schaden, sich in dieser speziellen causa eine dicke Scheibe von der NFL abzuschneiden.
Denn eine langweilige Regular Season kann sich eigentlich niemand ernsthaft wünschen.
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